Sportliche Betätigung mit Stoma ist möglich und sogar wünschenswert
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Krebs oder Unfälle können die Anlage eines Stomas notwendig machen. Befürchtungen, der Alltag sei dadurch stark eingeschränkt, sind weitestgehend unbegründet. Sogar sportliche Betätigung ist möglich, sofern diese sorgfältig und unter ärztlicher Aufsicht vorbereitet wird. Generell orientiert sich die Stomaversorgung streng an den individuellen Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten. Lösungen „von der Stange“ sind fehl am Platz.
Eine möglichst hohe Lebensqualität im Alltag und maximale Sicherheit, darum geht es bei der Stomaversorgung. „Unangenehme Situationen, wie ein undichter Stomabeutel an der Supermarktkasse, gilt es, durch eine optimale Versorgung zu vermeiden“, sagt Bernd Ginsberg, Geschäftsführer des Homecare- Unternehmens begiCare57 in Siegen. „Deswegen betrachten wir jeden Patienten individuell, beleuchten seine Hobbys, sein häusliches Umfeld sowie seine körperliche Verfassung“, ergänzt Geschäftsführerkollegin Vera Nierzwiki.
Stomaversorgung beginnt in der Klinik
Für das Team von begiCare57 startet die Arbeit kurz vor der Entlassung des Patienten aus der Klinik, in der die Stomaanlage stattgefunden hat. Hier werden gemeinsam mit Angehörigen und Krankenhausmitarbeitern erste Dinge besprochen. Am eigentlichen Entlassungstag erfolgt die erste Versorgung mit den Stomaprodukten in der Klinik. „Sollte es in seltenen Fällen zu Komplikationen kommen, können die Ärzte hier direkt eingreifen“, so Stomatherapeut Ginsberg. Ist alles in Ordnung, wird auf einem Entlassrezept die weitere Stomaversorgung verordnet, die dann im häuslichen Umfeld oder im Pflegeheim fortgeführt wird. „Das Ziel lautet aber immer Selbstversorgung, indem der Patient die Stomapflege selbstverständlich in seinen Alltag integriert“, erläutert Vera Nierzwiki. Gerade zu Beginn fragen sich viele Betroffene, ob auch der Sport weiterhin Teil dieses Alltags sein kann. Hierauf gibt es eine eindeutige Antwort.
Auch mit Stoma in Bewegung bleiben
Unabhängig davon, um welche Art Stoma es sich handelt: Sport ist möglich und sogar empfehlenswert, wenn er adäquat vorbereitet wird. Das bedeutet, dass nach der Stomaanlage zunächst ärztlicherseits festgestellt werden muss, ob die Heilung ausreichend vorangeschritten ist, also beispielsweise die Nähte stabil sind. Bevor es auf die Laufstrecke o. Ä. geht, muss überdies unter Betreuung eines Physiotherapeuten oder Trainers die Bauchmuskulatur langsam, aber sicher aufgebaut werden. Das verringert die Gefahr eines Bauchwandbruchs (Hernie) oder eines Darmvorfalls (Prolaps) deutlich. Ist die Bauchmuskulatur stabilisiert, so Bernd Ginsberg, könne langsam mit dem Training angefangen werden. Minimalinvasive OP-Techniken lassen eine schnellere Heilung und niedrigere Komplikationsraten zu. Hierdurch kann schneller die für den Sport nötige Stabilität erreicht werden.
Sogar Schwimmen ist möglich
Generell sind alle Alltagssportarten, beispielsweise Fahrradfahren, Joggen oder Fußball, gut für Stomaträger geeignet. „Eine deutlich sorgfältigere Vorbereitung ist bei Kampfsportarten wie Judo oder Karate nötig, doch auch diese Trainingsarten sind möglich“, weiß Vera Nierzwiki. Schwimmen ist ebenfalls kein Problem, immerhin sind die heutigen Stomabeutel wasserabweisend und trotzen sowohl Süß- als auch Salzwasser. Ebenso unproblematisch sind Saunagänge. Generell ist für sportlich aktive Personen ein einteiliges Stomasystem zu bevorzugen, da sich dies flexibler an die Bewegungen anpasst.
Bei Ileostoma muss besonders auf Ernährung geachtet werden
Bernd Ginsberg weist darauf hin, dass für aktive Patientinnen und Patienten mit Ileostoma eine Besonderheit gilt: „Einen künstlichen Dünndarmausgang muss man sich in etwa so vorstellen, als hätte der Betroffene immer Durchfall. Dementsprechend gehen vermehrt Vitamine, Elektrolyte und andere Nährstoffe verloren.“
Aus diesem Grund sollten Betroffene einerseits besonders genau auf eine ausgewogene Ernährung achten und andererseits ihre Blutwerte regelmäßig beim Hausarzt überprüfen lassen. Ansonsten gilt auch hier: Sport mit Stoma ist nicht nur möglich, sondern sogar ausdrücklich erwünscht. Der Lebensqualität ist dies auf jeden Fall überaus zuträglich.
Hörtipp: Mehr über das Thema erfahren Sie im Gesundheitspodcast Rollstuhl, Orthese & Co. in der Folge „Stoma – Beratung, Vertrauen und Versorgung bei Harn- oder Darmschädigung“: www.sani-aktuell.de/podcast [1]
begiCare57 ist eine Marke der Bernd Ginsberg GmbH und wurde im Jahr 2002 von Bernd Ginsberg gegründet. Das Homecare-Unternehmen hat seinen Sitz in Siegen und ist auf die Themen Stomaversorgung, Wundversorgung, enterale Ernährung, Inkontinenz und Diabetes spezialisiert. Aktuell sind 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Mehr über das Sanitätshaus mit dem Lächeln erfahren Sie hier: http://www.begicare57.de [2] + facebook.com/begi24 [3]
Der Text stammt aus dem SANITÄTSHAUS AKTUELL MAGAZIN, Printausgabe 2/2023, Autor: Gunnar Römer
Bildquelle: © Bernd Ginsberg GmbH